Energieeffizienz ist heute wichtiger denn je – nicht nur wegen steigender Energiekosten, sondern auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Klimaschutz und den langfristigen Werterhalt von Immobilien. Gerade in Mehrfamilienhäusern, wo viele Menschen unter einem Dach leben, können bereits kleine Maßnahmen eine große Wirkung entfalten. Sowohl Bewohner als auch Eigentümergemeinschaften haben zahlreiche Möglichkeiten, den Energieverbrauch zu senken – von einfachen Alltagsgewohnheiten bis hin zu gezielten Modernisierungsmaßnahmen.
Kurzgesagt
Für Bewohner:
- Heizkörper sollten regelmäßig entlüftet und frei zugänglich sein – Möbel oder Vorhänge blockieren oft die Wärmeverteilung.
- Richtiges Lüften ist entscheidend: lieber mehrmals täglich kurz stoßlüften statt Fenster dauerhaft kippen.
- LED-Leuchtmittel in Wohnungen und Treppenhäusern sparen bis zu 80 % Strom.
- Elektrische Geräte vollständig ausschalten statt im Stand-by-Modus lassen.
Für Eigentümergemeinschaften:
Investitionen in eine energetische Modernisierung zahlen sich langfristig aus. Dazu gehören moderne Heizungsanlagen, Dämmung von Dach und Fassade oder der Einbau von Energiesparfenstern. Zudem können staatliche Förderungen (z. B. durch die KfW oder das BAFA) helfen, die Kosten zu senken.
Energieeffizienz ist keine Einmalmaßnahme, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Durch das Zusammenspiel von Verwaltung, Eigentümern und Mietern lässt sich nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch der Wert der Immobilie steigern.
Warum Energieeffizienz so wichtig ist
Die Energiepreise in Deutschland sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, während gleichzeitig der Druck wächst, den CO₂-Ausstoß zu verringern. Laut dem Umweltbundesamt entfallen rund 35 % des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland auf Gebäude, davon ein Großteil auf Heizung und Warmwasserbereitung. Für Eigentümer und Mieter bedeutet das: Jeder eingesparte Kilowattstunde Energie schont nicht nur das Klima, sondern auch den Geldbeutel.
Energieeffizienz im Mehrfamilienhaus ist zudem ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) und des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), das seit 2024 verschärfte Anforderungen an die Energieeffizienz von Bestands- und Neubauten stellt. Wer jetzt aktiv handelt, profitiert langfristig von niedrigeren Betriebskosten, staatlichen Förderungen und einem höheren Immobilienwert.
Kleine Schritte für Bewohner – große Wirkung im Alltag
Nicht jede Maßnahme erfordert eine Modernisierung oder hohe Investitionen. Oft genügt es, das eigene Verhalten leicht anzupassen:
1. Heizkörper richtig nutzen
Ein häufiger Fehler in vielen Wohnungen ist, dass Heizkörper durch Möbel oder Vorhänge verdeckt werden. Dadurch kann die warme Luft nicht frei zirkulieren, und der Raum heizt sich ungleichmäßig auf. Bereits ein freigeräumter Heizkörper kann den Wärmeverbrauch um bis zu 10 % senken.
Ebenso wichtig ist das regelmäßige Entlüften der Heizkörper – insbesondere zu Beginn der Heizperiode. Luft im System verringert die Heizleistung und führt dazu, dass mehr Energie verbraucht wird, um die gewünschte Temperatur zu erreichen.
2. Richtiges Lüften
Dauerhaft gekippte Fenster sind Energiefresser. Besser ist das sogenannte Stoßlüften: drei- bis viermal täglich für fünf bis zehn Minuten alle Fenster weit öffnen, um die Luft komplett auszutauschen. So bleibt die Raumluft frisch, ohne dass die Wände auskühlen. Laut Verbraucherzentrale lassen sich dadurch bis zu 20 % Heizenergie einsparen.
3. Beleuchtung effizient gestalten
Der Umstieg auf LED-Leuchtmittel ist eine der einfachsten Maßnahmen, um Strom zu sparen. Sie verbrauchen bis zu 80 % weniger Energie als herkömmliche Glühlampen und halten rund 20-mal länger. In Gemeinschaftsbereichen wie Fluren, Treppenhäusern oder Kellern sollten zusätzlich Bewegungsmelder oder Zeitschaltuhren installiert werden, damit das Licht nur dann brennt, wenn es gebraucht wird.
4. Geräte vollständig ausschalten
Viele Haushaltsgeräte wie Fernseher, Router oder Mikrowellen verbrauchen im Stand-by-Modus weiterhin Strom. Durch konsequentes Abschalten oder den Einsatz von schaltbaren Steckdosenleisten lässt sich der Stromverbrauch um mehrere Hundert Kilowattstunden pro Jahr reduzieren. Laut der Deutschen Energie-Agentur (dena) sparen Vierpersonenhaushalte dadurch im Schnitt bis zu 100 Euro jährlich.
5. Warmwasserverbrauch reduzieren
Schon kleine Änderungen, wie das Duschen statt Baden oder der Einbau von Wasserspar-Duschköpfen, können die Energiekosten deutlich senken. Warmwasser macht im Durchschnitt etwa 12 % des gesamten Energieverbrauchs eines Haushalts aus.
Maßnahmen für Eigentümergemeinschaften
Auch Eigentümer und Verwaltungen können mit gezielten Investitionen den Energieverbrauch im Mehrfamilienhaus langfristig reduzieren und den Immobilienwert steigern.
1. Heizungsmodernisierung
Eine veraltete Heizungsanlage ist einer der größten Energiefresser. Moderne Systeme wie Brennwertkessel, Wärmepumpen oder Hybridheizungen arbeiten deutlich effizienter und verursachen bis zu 30 % weniger CO₂. Zudem verpflichtet das Gebäudeenergiegesetz (§ 71 GEG) dazu, alte Öl- und Gasheizungen schrittweise durch klimafreundlichere Alternativen zu ersetzen. Staatliche Förderungen, etwa über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) des BAFA, können die Investitionskosten erheblich senken – je nach Maßnahme um bis zu 40 %.
2. Dämmung und Isolierung
Eine gute Dämmung von Dach, Fassade und Kellerdecke ist die Grundlage für jede energieeffiziente Immobilie. Laut der Deutschen Energie-Agentur geht ohne Dämmung bis zu ein Drittel der Heizwärme über ungedämmte Außenflächen verloren. Neben der energetischen Wirkung verbessert die Dämmung auch den Wohnkomfort, weil Räume gleichmäßiger temperiert bleiben.
3. Energiesparfenster und Türen
Alte Einfachverglasungen sind ein großes Leck im Energiehaushalt. Der Austausch gegen dreifach verglaste Fenster mit niedrigem U-Wert kann die Heizkosten um bis zu 15 % senken. Ebenso wichtig: eine gute Abdichtung der Türen und Fensterrahmen, um Wärmeverluste zu vermeiden.
4. Smart-Home-Technologien
Digitale Thermostate, smarte Heizungssteuerungen und zentrale Energiemanagementsysteme gewinnen zunehmend an Bedeutung. Sie ermöglichen eine bedarfsgerechte Steuerung von Heizung und Beleuchtung – je nach Raumtemperatur, Tageszeit oder Anwesenheit der Bewohner. Studien zeigen, dass Smart-Home-Lösungen bis zu 10 % Energieeinsparung ermöglichen, ohne Komfortverlust.
5. Gemeinschaftliche Maßnahmen
Auch kleinere Schritte in den Gemeinschaftsflächen lohnen sich: der Einbau energieeffizienter LED-Beleuchtung, die Optimierung der Heizungspumpe oder die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. Der selbst erzeugte Solarstrom kann für Allgemeinstrom genutzt oder ins Netz eingespeist werden. Förderprogramme wie das EEG 2023 oder KfW 270 unterstützen solche Investitionen zusätzlich.
Organisation und Verantwortung
Energieeinsparung im Mehrfamilienhaus funktioniert nur im Zusammenspiel aller Beteiligten – Verwaltung, Eigentümergemeinschaft und Bewohner. Die Hausverwaltung hat dabei eine wichtige Steuerungsfunktion: Sie sorgt für transparente Kommunikation, koordiniert Wartungen und überwacht die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben.
Regelmäßige Energieaudits und Verbrauchsauswertungen (§ 8 ff. EDL-G) helfen, Einsparpotenziale zu identifizieren. Durch digitale Tools – etwa Online-Portale, Verbrauchsmonitore oder Wartungssoftware – lassen sich Maßnahmen besser planen und kontrollieren.
Zudem schreibt das Wohnungseigentumsgesetz (WEG) vor, dass Instandhaltungsrücklagen auch für energetische Modernisierungen verwendet werden können (§ 19 Abs. 2 Nr. 2 WEG). Eine kluge Rücklagenplanung ist daher entscheidend, um Projekte wie Heizungsaustausch oder Fassadendämmung ohne finanzielle Engpässe umsetzen zu können.
Staatliche Förderungen nutzen
Der Staat unterstützt energetische Sanierungen mit einer Vielzahl von Förderprogrammen:
- KfW-Programme (z. B. 261/262) fördern Komplettsanierungen und energieeffiziente Einzelmaßnahmen.
- BAFA-Zuschüsse decken Heizungsmodernisierungen, Wärmepumpen und Solarthermie ab.
- Steuerliche Förderung (§ 35c EStG): Eigentümer können 20 % der Sanierungskosten über drei Jahre steuerlich geltend machen.
Die Kombination mehrerer Programme ist möglich, solange die Förderbedingungen beachtet werden. Eine Energieberatung nach § 88 GEG wird empfohlen, um die passenden Maßnahmen und Zuschüsse zu ermitteln.
Fazit
Energieeffizienz ist keine Einmalmaßnahme, sondern ein fortlaufender Prozess. Ob durch bewusstes Nutzerverhalten, den Einsatz moderner Technik oder gezielte Investitionen – jede Maßnahme zählt. Schon kleine Veränderungen im Alltag der Bewohner können die Heiz- und Stromkosten merklich senken, während Eigentümergemeinschaften durch energetische Modernisierungen langfristig profitieren.
Wer jetzt handelt, senkt nicht nur seine Kosten, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Energie sparen im Mehrfamilienhaus bedeutet deshalb mehr als nur Sparen – es ist ein Schritt in eine nachhaltigere, zukunftsfähige Wohnkultur.


